Berichte 2023
Besuch aus Avrillé vom 16. bis 19. Juni 2023
Nach einer Unterbrechung von 4 Jahren hatte sich am Freitag, 16. Juni 2023, wieder eine Gruppe
von Bürgerinnen und Bürgern aus Avrillé auf den Weg gemacht, um ihrer Partnergemeinde Schwalbach
einen Besuch abzustatten. Die etwa 20 Teilnehmer –diesmal mit PKWs angereist - ein Novum -
wurden von den Schwalbacher Partnerinnen und Partnern und der Vorsitzenden des Arbeitskreises
Städtepartnerschaft Avrillé-Schwalbach Sabine Neumann am Rande des Altstadtfestes begrüßt.
Anschließend konnten sie pünktlich den Bieranstich durch Bürgermeister Alexander Immisch
als ersten Programmpunkt des Besuchs erleben und dann Freibier und einen kleinen Bummel
über das Altstadtfest genießen.
Am Samstag stand die ‚neue’ Frankfurter Altstadt auf dem Besichtigungsprogramm der französischen
Gäste und ihrer deutschen Gastgeber. Die Führungen in französischer und deutscher Sprache gaben
nicht nur einen Einblick in die eindrucksvolle bauliche Wiederherstellung des alten Frankfurt
und in die Geschichte und kunsthistorischen Schätze des Frankfurter Doms, sondern vermittelten
auch Kulinarisches: Spezialitäten wie Frankfurter Würstchen, Grüne Soße, Apfelwein und Bethmännchen
wurden genossen und erläutert, ein Geripptes für jeden Gast konnte als Souvenir mitgenommen werden.
Beim abschließenden Café-Besuch im „Frankfurter Salon“ konnte man sich von den neuen Eindrücken und dem
hochsommerlichen Wetter etwas erholen.
Den Samstagabend verbrachten die französischen Gäste in ihren Gastfamilien, durchaus zum Teil auch
mit Fortsetzungen und Erweiterungen der kulinarischen Entdeckungen zuhause oder in der umliegenden
Taunus-Gastronomie.
Am späten Sonntagvormittag waren alle Beteiligten und Freunde und Förderer der Städtepartnerschaft
in das katholische Gemeindehaus zum Magistratsempfang eingeladen. Bürgermeister Alexander Immisch
begrüßte noch einmal offiziell alle Gäste, und es gab Gruß und Dankesworte auf französischer Seite
durch Patrice Lucas, den Kulturbeauftragten der Stadt Avrillé, und Patrice Petitpoisson, den
Verantwortlichen für die Städtepartnerschaften in Avrillé, sowie von Sabine Neumann für den Arbeitskreis.
Übersetzt wurden die Reden jeweils von Mitgliedern des Arbeitskreises, ein schönes Zeichen der
bestehenden Freundschaft und Verlässlichkeit.
Allgemeiner Tenor der Ansprachen lag auf der Betonung der Verbundenheit zwischen Avrillé und Schwalbach,
die nach über 45 Jahren trotz mancher aktueller Widrigkeiten (Pandemie, Klima- und Energieprobleme und
Krieg vor der europäischen Haustür) stabil ist, aber trotzdem stetig weitergedacht werden muss.
Nach einem vom Magistrat ausgerichteten Büffet begab sich die französisch-deutsche Gruppe zur Freiwilligen
Feuerwehr Schwalbach, wo die Gäste aus Avrillé nach einem Vortrag zu Struktur und Aufgaben der Freiwilligen
Feuerwehr - ein für unsere Nachbarn komplett anderes System - eine Spende an die Jugendfeuerwehr überreichten.
Bei der Schwalbacher Freiwilligen Feuerwehr
Foto: © Privat
Hier wie im Bereich der Vereine,der Kultur und des Sports sah man auf französischer wie deutscher Seite die
Möglichkeiten praktischer Völkerverständigung, Ausbau und Vertiefung der gegenseitigen Beziehungen und auch
die Chancen für die Einbeziehung jüngerer Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Städtepartnerschaft. (An
diesem Besuch nahmen auf französischer Seite fünf ‚Neue‘ teil.)
Ein Spaziergang durch die Schwalbacher Altstadt und ihre Sehenswürdigkeiten gestaltete sich angesichts
der hochsommerlichen Temperaturen kurz, dafür erlaubte das Wetter am Abend das Zusammentreffen von Gästen
und Gastgebern in kleiner und größerer Runde im Freien.
Als am Montagmorgen die französische Reisegruppe startete (nicht alle fuhren sofort zurück, die Fahrt in
Privat-Pkws erlaubte individuelle Reiseverlängerungen), wurde noch manches kleine oder größere Projekt
angedacht und angesprochen. Das Zusammentreffen hatte erwartungsgemäß die Städtepartnerschaft erfrischt
und gestärkt und nach Aussagen vieler mit Optimismus erfüllt.
J. Kreß-Beck
Vortrag über Niki de Saint Phalle
Einen sehr informativen wie auch kurzweiligen Vortrag bot am 9. Mai 2023 der Kunsthistoriker Pascal Heß,
der auf Einladung des AK Avrillé nach Schwalbach ins Bürgerhaus gekommen war.
Sein Thema war die Künstlerin Niki de Saint Phalle (1930-2002), zu der noch bis zum 21. Mai 2023 eine
Retrospektive in der Schirn lief. Pascal Heß begann seinen Vortrag zu Niki de Saint Phalle, deren „Nanas“
den meisten bekannt sind, mit ihren sogenannten „Schießbildern“, mit denen sie in den frühen 60er Jahren
bekannt wurde. Sie bricht hier mit dem bis dato vorhandenen Kunstverständnis des 19. Jahrhunderts, dass die
Kunst groß, schön und erhaben zu sein hat.
Ausgehend von diesen Schießbildern der frühen 60er Jahre ging Heß auf die Biographie der Künstlerin ein.
Malen war für sie zunächst eine Kunsttherapie – eine Kunstausbildung hat sie nie erhalten – und die Möglichkeit,
ihrer Wut Ausdruck zu verleihen.
Pascal Heß
Foto: © Privat
In ihrer ersten Schaffensphase setzt sich Niki de Saint Phalle mit dem gesellschaftlich determinierten Bild
der Frau auseinander. Die Frau ist hier in einer Passivität: Der Frau werden Rollen zugeschrieben, und sie tut,
was man von ihr erwartet. Dafür steht z.B. das Triptychon „Altar der Frauen“: Die Frau als liebevolle Mutter,
als Tugendhafte mit Mitgefühl sowie als Sexualobjekt („femme fatale“). Von diesem gesellschaftlichen Bild der
Frau in der Passivität geht es in der zweiten Schaffensphase – Niki hat ihre Wut überwunden – um die aktive Frau,
darum, wie man ist als Frau und nicht mehr, wie man als Frau zu sein hat. Dafür stehen u.a. ihre lebensfrohen
berühmten Nanas.
Foto: © pixabay
Heß ging auf viele Skulpturen, die in der Ausstellung zu sehen sind, ein, ebenso wie auf den von Niki de Saint Phalle
geschaffenen Tarotgarten in der Toskana. Entscheidend ist für Heß Niki de Saint Phalles Beschäftigung mit Toleranz
und ihre Aussage dazu, „den anderen machen lassen, solange es mich nicht beeinträchtigt“.
Die Retrospektive in der Schirn zeigt, dass Niki de Saint Phalles Themen nach wie vor aktuell sind, obwohl die
Künstlerin bereits 2002 verstarb: Ihre letzten Arbeiten, Lithografien aus dem Jahr 2001, beschäftigen sich mit
der Waffenindustrie, das Recht auf Abtreibung oder den Klimawandel. Wer Zeit hat, sollte die Ausstellung unbedingt
besuchen.
Das Publikum danke dem Referenten mit einem intensiven Applaus und brachte zum Ausdruck, dass es schön wäre,
den Kunsthistoriker Pascal Heß bald mal wieder in Schwalbach bei einem Vortrag erleben zu dürfen.
Anke Kracke
25-jähriges Dienstjubiläumvon von Anke Kracke
Sabine Neumann und Monika Beck vom Arbeitskreis Städtepartnerschaft
Schwalbach-Avrillé gratulierten Anke Kracke zu ihrem 25-jährigen
Dienstjubiläum.
Foto: © Privat
Sie bedankten sich für die stets gute und konstruktive
Zusammenarbeit und hoffen auf noch viele gemeinsame Projekte.
Sabine Neumann
„Eiffel in Love“
Zahlreiche Filminteressierte konnte die neue Vorsitzende des Arbeitskreises Avrillé, Sabine Neumann, am Donnerstag,
2. Februar 2023, im Schwalbacher Bürgerhaus zu „Eiffel in Love“ begrüßen. Der französische Film aus dem Jahr 2021,
dessen Start sich coronabedingt in Frankreich und Deutschland verzögerte, erzählt in einer Mischung aus Dokumentation
und Fiktion die Geschichte des spektakulären Turmbaus anlässlich der Pariser Weltausstellung 1989 und die seines
charismatischen Erbauers Gustave Eiffels.
Der Film bettet die geniale Konstruktion, die nach anfänglicher Begeisterung auf vielfache technische und finanzielle
Schwierigkeiten und auch entschiedene Ablehnung stieß, in eine Romanze des Ingenieurs Eiffel ein, der im Rahmen dieser
Planungen seiner Jugendliebe Adrienne wieder begegnet, was seinen architektonischen Enthusiasmus, das damals höchste
Bauwerk der Welt zu errichten, entscheidend befeuert, zumal die wieder belebte Liebe unerfüllt bleibt, sozusagen dem
Bauwerk geopfert wird. Der historischen Realität entspricht die in Rückblenden erzählte Geschichte vom Bau einer
Stahlbrücke über die Garonne sowie die zahlreichen Erfolge Eiffels als Architekt im Bereich des neuen revolutionären
Baustoffs Stahl (bis hin zur Innenkonstruktion der amerikanischen Freiheitsstatue).
Foto: © Privat
Für uns Heutige, für die der Eiffelturm längst zum Stadtbild von Paris gehört, ja zu dem Symbol der französischen Hauptstadt
schlechthin geworden ist, sind sowohl die Bilder der Erbauung des stählernen Kolosses mit den Mitteln des 19. Jahrhunderts
bis hin zu atemberaubend-artistischen Handwerkerleistungen in großer Höhe eindrucksvoll ins Bild gesetzt. Auch die Ablehnung
des Bauwerks aus ästhetischen Gründen, weil es das Stadtbild verschandele und Paris zum Gespött der Welt machen würde, kommt
uns angesichts der Erfolgsgeschichte des 300 Meter hohen Turms befremdlich vor.
Nicht nur die Widmung des Ingenieurs Eiffels, der in der Schlusssequenz des Films einer Turmzeichnung ein großes A (wie Adrienne)
einschreibt, lässt die Zuschauerinnen und Zuschauer, wie die Vorsitzende Sabine Neumann, nach dem Film bemerkte, den Eiffelturm
künftig mit anderen Augen sehen.
Jo Kreß-Beck
Neujahresempfang des Arbeitskreises Avrillé-Schwalbach
Zum traditionellen Neujahresempfang des Arbeitskreises Avrillé-Schwalbach konnte die Vorsitzende Monika Beck
nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause am Freitag, 20. Januar 2023, zahlreiche Mitglieder und Gäste im Bürgerhaus
begrüßen.
In einem Rückblick wurden die unterschiedlichen Aktivitäten des Arbeitskreises im
vergangenen Jahr nochmals lebendig, die Vorträge, musikalischen Veranstaltungen und nicht zuletzt die Bürgerfahrt
nach Avrillé, schließlich als gastronomisches Highlight der Abend „Käse und Wein“ und die
Präsenz auf dem Weihnachtsmarkt. Fotos bebilderten die Rückschau auf ein reichhaltiges Programm, das auch durch
vielfältige Kooperation mit anderen Städtepartnerschaftsarbeitskreisen (in Schwalbach und auch in Bad Soden)
gekennzeichnet und stets auf Kultur und Lebenswirklichkeit unseres Nachbarlandes Frankreich bezogen war. Monika Beck verwies darauf,
dass auch in den Jahren 2020 und 2021, in denen wegen Corona keine Treffen stattfinden konnten, im Internet mittels Zoomkonferenzen
der Kontakt zu Avrillé gehalten wurde und überdies zahlreiche digitale Post immer wieder über Frankreich und
Französisches informierte, was den Kontakt zur Partnerstadt wie den Arbeitskreis lebendig hielt.
Die Vorsitzende dankte allen Mitgliedern des Arbeitskreises für ihr Interesse und ihre Unterstützung bei zahlreichen
Gelegenheiten, gerade auch bei der Gestaltung des Büffets für diesen Abend. Nach der Gratulation für zwei Geburtstagskinder
wurden besonders hervorgehoben und mit einem Präsent bedacht Rolf Bär als unermüdlicher Fotograf und Dr. Bernhard Jünemann
als filmischer Gestalter, Erich Stichel als zuverlässiger Betreuer der Homepage, die Protokollantin Iris Nordmeyer und Jo Kreß-Beck
als Verfasser der Pressetexte.
Schließlich bedankte sich Monika Beck bei ihrer Stellvertreterin Sabine Neumann für die langjährige vertrauensvolle
Zusammenarbeit und gab damit auch den Vorsitz des Arbeitskreises Avrillé an sie weiter. Nach fünf Jahren als Stellvertreterin
von Trudel Schulte-Mäter und sieben Jahren als Vorsitzende wolle sie nach Erreichen des 75. Geburtstags das Ehrenamt weiterreichen,
so Monika Beck, und sich künftig aus der zweiten Reihe – vor allem im Kulturprogramm - weiter engagieren.
Foto: © Privat
Anke Kracke, Leiterin der Kulturkreis Schwalbach GmbH, verwies in ihrer Verabschiedungsrede auf gute Kooperation aller Beteiligten,
die sie mit der ein oder anderen persönlichen Erinnerung verdeutlichte. Blumen für die Leiterinnen und für die nun
Ex-Vorsitzende Monika Beck ein üppiger Präsentkorb, die sich mit Cremant als Umtrunk erkenntlich zeigte und dafür
ein Geburtstagsständchen zu hören bekam.
Nach Bernhard Jünemanns Film, der die Bürgerfahrt nach Avrillé gewohnt professionell ins Bild setzte, konnte die neue
Vorsitzende Sabine Neumann das köstliche Buffet eröffnen. Zum Abschluss des Abends verwies sie auf die nächste Mitgliederversammlung
am 15. Februar 2023, in der das neue Führungsteam und auch die weitere Arbeit näher vorgestellt werden sollen.
Jo Kreß-Beck
Vortrag über Marc Chagall
Bis auf den letzten Platz besetzt war die erste Veranstaltung 2023 des Arbeitskreises Avrillé in der Kulturkreis GmbH im Schwalbacher Bürgerhaus am Mittwoch, 17. Januar 2023, zum Thema Marc Chagall. Als besonders zugkräftig erwies sich nicht nur der Name Chagall bzw. die aktuelle Ausstellung in der Frankfurter Schirn, sondern auch der Referent, der Kunsthistoriker Pascal Heß M.A., der recht kurzfristig zu diesem Vortrag über den russisch-französischen Maler-Poeten gewonnen werden konnte.

Foto: © Privat
Die Vorsitzende des Arbeitskreises Avrillé, Monika Beck, bezog sich in ihrer Begrüßung auf Zuhörerinnen und Zuhörer, die die Frankfurter Chagall-Ausstellung schon (z.T. auch mehrfach) gesehen hatten oder noch in den nächsten Wochen sehen wollten.
Der Kunsthistoriker Pascal Heß hob zunächst die Konzentration der Frankfurter Chagall-Ausstellung auf Leben und Werke des Malers zwischen 1922 und dem Ende der 40er Jahre hervor, eine Phase, die etwas abseits von der Mainstream-Rezeption des Malers liegt und doch Schlüsselerlebnisse seines langen Lebens umfasst.
Anhand zahlreicher zentraler und eindrucksvoller Bilder entwickelte der Referent in seiner Power-Point-Präsentation die fundamentalen Bezüge zwischen Chagalls Biografie (Geburt in Witebsk im russischen Zarenreich, künstlerische Erfolge im postrevolutionären Russland, Studium, Exil in Paris und schließlich USA, Heirat mit Bella, deren Tod, Erfahrung zweier Weltkriege und antisemitischer Verfolgung) und seinen Werken, in denen er offen oder verdeckt, direkt oder symbolisch diese „seine“ Realität ausdrückt.
Chagall, der nicht Bilder malt, die er malen „will“, sondern die er malen „muss“, habe sich so der Referent, nicht als Maler von Fantasien, gar beliebigen Fantasien gesehen, sondern der ihn prägenden Wirklichkeit: seine Heimat in einer russisch-jüdischen Provinzstadt, seine Ehe mit Bella, Kriege und Flucht. Die Tiere seines ländlichen Erfahrungshintergrunds, die immer wieder durch die Bilder „schweben“, die Musikinstrumente, die auf dem Kopf stehenden Häuser von Witebsk, die Verschränkung christlicher und jüdischer Motive und schließlich leuchtend-grelle Farben, Licht und Dunkel – all das wurde aus den Werken optisch hervorgehoben, analysiert und in Chagalls Welt und Erfahrungshintergrund eingebettet.
Das Publikum war durch den Vortrag spürbar gebannt und dankte dem Referenten mit langem und lebhaftem Applaus.
Jo Kreß-Beck