Städtepartnerschaft
Avrillé-Schwalbach

Berichte 2023

Chansonabend "Blessur d'amour - Anatomie der Liebe"

Einen schönen und interessanten Abend zum Thema "Liebe" hatte das Publikum beim Chansonabend "Blessur d'amour - Anatomie der Liebe" am 16. November 2023 mit der Mezzosopranistin Marie Giroux und der Pianistin Jenny Schäuffelen, dem Duo "Pariser Flair", das von Gunnar Seitz auf der Gitarre begleitet wurde.

Pariser Flair
© privat

Neben der musikalischen Reise wurde die Veranstaltung durch viele weitere Erkenntnisse zum Thema "Liebe" ergänzt.

Mit viel Applaus und einer Zugabe ging ein beschwingter Abend zu Ende.

Annie Ernaux, Nobelpreisträgerin für Literatur 2022

Frau Dr. Scholtz, vielen SchwalbacherInnen noch gut bekannt als Erste Stadträtin in den 80er Jahren, hielt am 10. Oktober 2023 einen hoch interessanten und spannenden Vortrag über die Französin Annie Ernaux, Nobelpreisträgerin für Literatur von 2022. Gleich zu Beginn machte Frau Dr. Scholtz eine wichtige Bemerkung in eigener Sache. Sie habe so eine starke Sehbehinderung, weshalb sie kein schriftliches Konzept vorlesen könne, sondern aus ihrem Gedächtnis referieren werde mit Unterstützung von Frau Lohmann-Pabst, die z.B. einige Textbeispiele aus dem Buch „Der Platz“ gebeten wurde vorzulesen.

Die ca. 40 Zuhörerinnen und Zuhörer wurden zunächst mit der Biografie von Annie Ernaux vertraut gemacht, beginnend mit ihren Eltern, deren ganzes Streben darin bestand, die verhasste Arbeiterklasse zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen hin zu einer erfolgreichen selbstständigen Tätigkeit als Lebensmittelhändler und Restaurantbetreiber. In diesem Milieu wuchs Annie auf und konnte deshalb auch eine höhere Schule und später auch die Universität besuchen. Dieser Lebensweg ist durch seine wichtigen Ereignisse die Grundlage ihrer ca. zehn Bücher, die alle eine Mischung aus Autobiografischem und Fiktionalem sind. Eine gewisse Ausnahme ist ihr Buch „Das Leben“, worin sie ihre Beobachtungen der siebziger Jahre in Frankreich, speziell in Paris beschreibt, natürlich aus persönlicher Sicht, aber auch mit interessanten historischen Einblicken.

Beim Vorstellen von acht Werken konnte das Publikum sehr anschaulich verstehen, warum Annie Ernaux als Schöpferin des „Autofiktionalen Schreibens“ gilt. Obwohl Annie Ernaux eher einen sachlichen Stil pflegt, sind ihre Erzählungen sehr fesselnd und in einer sehr guten Sprache geschrieben.

Frau Dr. Scholtz konstatierte:
“Eine ungewöhnliche Schriftstellerin, sowohl politisch, als auch literarisch!“
Ein begeisterter Applaus für die Referentin und ihre großartige Gedächtnisleistung wurde gekrönt von zwei Gutscheinen für Hörbücher, worüber sie sich sehr freute.

Gundula Lohmann-Pabst

Von Chymeia zur Chemie

Der WiTechWi-Vortrag, gemeinsam mit den Arbeitskreisen Städtepartnerschaft Yarm und Städtepartnerschaft Avrillé, von WiTechWi-Ehrenmitglied Klaus Beeg am 11. Oktober 2023 diesmal im Bürgerhaus gehalten, hätte mehr Besucher verdient. Nur 15 Zuschauer hörten gespannt die Ausführungen von Chemiker Klaus Beeg über die Entwicklung der Chemie. Dabei betonte Beeg immer, dass Wissenschaft nie Selbstzweck, sondern immer auch Teil der Gesamtkultur der Menschheit war und ist.

Klaus Beeg
Foto: © Privat

Zunächst gab er einen Abriss der Erkenntnisse über Naturstoffe vom Altertum bis zum Mittelalter. Beispielhaft nannte er die Gewinnung von Metall aus Erzen, was zunächst als wichtigen Werkstoff die Bronze hervorbrachte, die dann später weitgehend durch Eisen ersetzt wurde. Immer wieder zitierte Beeg aus frühen Texten, die die Bedeutung dieses neuen Werkstoffs hervorhoben. Die Griechen prägten den Begriff chymé͞ia (χυμέια), Kunst der Metallverwandlung. Daraus wurde über „al-kimya“ der Araber und Alchimie im Mittelalter die Wissenschaft Chemie in der Neuzeit.

Eine weitere wichtige Rolle schon im Altertum spielten Farbstoffe (Pigmente), die aus Salzen und Erden gewonnen wurden. Schon sehr früh sind Gedanken überliefert, die sich mit dem Wesen der Stoffe beschäftigten: Demokrit hatte etwa 400 Jahre v. Chr. die Idee vom unteilbaren Kleinsten, „atomos“. Ein weiterer bedeutender Zeitabschnitt für die Wissenschaft waren die Jahre zwischen 700 und 900, als die Araber große Teile Asiens und Europas beherrschten und später die Jahre bis ins 14. Jahrhundert. In dieser Zeit haben Christen, Moslems und Juden gemeinsam die Wissenschaft weiter entwickelt. Im 16. und 17. Jahrhundert gab es weitere Entdeckungen von Stoffen, und man erkannte, dass Mischung und Erwärmung von Stoffen manchmal zu neuen Stoffen mit seltsamen Eigenschaften führt. Bis ins 18. Jahrhundert gab es die Idee, auf diese Weise Gold zu machen. Erfunden wurde aber in Europa nur das Porzellan, dass die Chinesen schon viel früher produzieren konnten.

In dieser Zeit begann man aber auch sich ernsthaft damit zu beschäftigen, nach welchen Regeln denn das alles funktioniert. Beeg zeigte an Beispielen, wie Gelehrte aus Deutschland, Frankreich und England die Grundlagen zur heutigen Wissenschaft Chemie legten. Im 19. und im 20. Jahrhundert wurde der Fortschritt in der Chemie immer rasanter. Auch hier waren Wissenschaftler verschiedener Länder beteiligt, die von Beeg vorgestellt wurden. Einige neuere „Erfindungen“ der Chemie spielten auch bei Aktivitäten und Vorträgen des AK WiTechWi eine Rolle.

Immer wieder erwähnte Klaus Beeg während seiner Ausführungen Bücher, die er als Quellen benutzt hatte. Diese Bücher präsentierte er dem Publikum, und am Ende des Abends konnten sich die Zuschauer aus dieser Auswahl bedienen und Interessantes mit nach Hause nehmen. Der AK Avrillé bot vor und nach dem Vortrag für das Publikum Wein und alkoholfreie Getränke an. Nach eineinhalb Stunden ging ein unterhaltsamer WiTechWi-Abend zu Ende.

Besuch aus Avrillé vom 16. bis 19. Juni 2023

Nach einer Unterbrechung von 4 Jahren hatte sich am Freitag, 16. Juni 2023, wieder eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern aus Avrillé auf den Weg gemacht, um ihrer Partnergemeinde Schwalbach einen Besuch abzustatten. Die etwa 20 Teilnehmer –diesmal mit PKWs angereist - ein Novum - wurden von den Schwalbacher Partnerinnen und Partnern und der Vorsitzenden des Arbeitskreises Städtepartnerschaft Avrillé-Schwalbach Sabine Neumann am Rande des Altstadtfestes begrüßt. Anschließend konnten sie pünktlich den Bieranstich durch Bürgermeister Alexander Immisch als ersten Programmpunkt des Besuchs erleben und dann Freibier und einen kleinen Bummel über das Altstadtfest genießen.

Am Samstag stand die ‚neue’ Frankfurter Altstadt auf dem Besichtigungsprogramm der französischen Gäste und ihrer deutschen Gastgeber. Die Führungen in französischer und deutscher Sprache gaben nicht nur einen Einblick in die eindrucksvolle bauliche Wiederherstellung des alten Frankfurt und in die Geschichte und kunsthistorischen Schätze des Frankfurter Doms, sondern vermittelten auch Kulinarisches: Spezialitäten wie Frankfurter Würstchen, Grüne Soße, Apfelwein und Bethmännchen wurden genossen und erläutert, ein Geripptes für jeden Gast konnte als Souvenir mitgenommen werden. Beim abschließenden Café-Besuch im „Frankfurter Salon“ konnte man sich von den neuen Eindrücken und dem hochsommerlichen Wetter etwas erholen.

Den Samstagabend verbrachten die französischen Gäste in ihren Gastfamilien, durchaus zum Teil auch mit Fortsetzungen und Erweiterungen der kulinarischen Entdeckungen zuhause oder in der umliegenden Taunus-Gastronomie.
Am späten Sonntagvormittag waren alle Beteiligten und Freunde und Förderer der Städtepartnerschaft in das katholische Gemeindehaus zum Magistratsempfang eingeladen. Bürgermeister Alexander Immisch begrüßte noch einmal offiziell alle Gäste, und es gab Gruß und Dankesworte auf französischer Seite durch Patrice Lucas, den Kulturbeauftragten der Stadt Avrillé, und Patrice Petitpoisson, den Verantwortlichen für die Städtepartnerschaften in Avrillé, sowie von Sabine Neumann für den Arbeitskreis. Übersetzt wurden die Reden jeweils von Mitgliedern des Arbeitskreises, ein schönes Zeichen der bestehenden Freundschaft und Verlässlichkeit.

Allgemeiner Tenor der Ansprachen lag auf der Betonung der Verbundenheit zwischen Avrillé und Schwalbach, die nach über 45 Jahren trotz mancher aktueller Widrigkeiten (Pandemie, Klima- und Energieprobleme und Krieg vor der europäischen Haustür) stabil ist, aber trotzdem stetig weitergedacht werden muss.

Nach einem vom Magistrat ausgerichteten Büffet begab sich die französisch-deutsche Gruppe zur Freiwilligen Feuerwehr Schwalbach, wo die Gäste aus Avrillé nach einem Vortrag zu Struktur und Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr - ein für unsere Nachbarn komplett anderes System - eine Spende an die Jugendfeuerwehr überreichten.

Besuch 2023
Bei der Schwalbacher Freiwilligen Feuerwehr
Foto: © Privat

Hier wie im Bereich der Vereine,der Kultur und des Sports sah man auf französischer wie deutscher Seite die Möglichkeiten praktischer Völkerverständigung, Ausbau und Vertiefung der gegenseitigen Beziehungen und auch die Chancen für die Einbeziehung jüngerer Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Städtepartnerschaft. (An diesem Besuch nahmen auf französischer Seite fünf ‚Neue‘ teil.)

Ein Spaziergang durch die Schwalbacher Altstadt und ihre Sehenswürdigkeiten gestaltete sich angesichts der hochsommerlichen Temperaturen kurz, dafür erlaubte das Wetter am Abend das Zusammentreffen von Gästen und Gastgebern in kleiner und größerer Runde im Freien.

Als am Montagmorgen die französische Reisegruppe startete (nicht alle fuhren sofort zurück, die Fahrt in Privat-Pkws erlaubte individuelle Reiseverlängerungen), wurde noch manches kleine oder größere Projekt angedacht und angesprochen. Das Zusammentreffen hatte erwartungsgemäß die Städtepartnerschaft erfrischt und gestärkt und nach Aussagen vieler mit Optimismus erfüllt.

J. Kreß-Beck

Vortrag über Niki de Saint Phalle

Einen sehr informativen wie auch kurzweiligen Vortrag bot am 9. Mai 2023 der Kunsthistoriker Pascal Heß, der auf Einladung des AK Avrillé nach Schwalbach ins Bürgerhaus gekommen war. 

Sein Thema war die Künstlerin Niki de Saint Phalle (1930-2002), zu der noch bis zum 21. Mai 2023 eine Retrospektive in der Schirn lief. Pascal Heß begann seinen Vortrag zu Niki de Saint Phalle, deren „Nanas“ den meisten bekannt sind, mit ihren sogenannten „Schießbildern“, mit denen sie in den frühen 60er Jahren bekannt wurde. Sie bricht hier mit dem bis dato vorhandenen Kunstverständnis des 19. Jahrhunderts, dass die Kunst groß, schön und erhaben zu sein hat. 

Ausgehend von diesen Schießbildern der frühen 60er Jahre ging Heß auf die Biographie der Künstlerin ein. Malen war für sie zunächst eine Kunsttherapie – eine Kunstausbildung hat sie nie erhalten – und die Möglichkeit, ihrer Wut Ausdruck zu verleihen.

Pascal Heß
Foto: © Privat

In ihrer ersten Schaffensphase setzt sich Niki de Saint Phalle mit dem gesellschaftlich determinierten Bild der Frau auseinander. Die Frau ist hier in einer Passivität: Der Frau werden Rollen zugeschrieben, und sie tut, was man von ihr erwartet. Dafür steht z.B. das Triptychon „Altar der Frauen“: Die Frau als liebevolle Mutter, als Tugendhafte mit Mitgefühl sowie als Sexualobjekt („femme fatale“). Von diesem gesellschaftlichen Bild der Frau in der Passivität geht es in der zweiten Schaffensphase – Niki hat ihre Wut überwunden – um die aktive Frau, darum, wie man ist als Frau und nicht mehr, wie man als Frau zu sein hat. Dafür stehen u.a. ihre lebensfrohen berühmten Nanas.

Lebensfroh
Foto: © pixabay

Heß ging auf viele Skulpturen, die in der Ausstellung zu sehen sind, ein, ebenso wie auf den von Niki de Saint Phalle geschaffenen Tarotgarten in der Toskana. Entscheidend ist für Heß Niki de Saint Phalles Beschäftigung mit Toleranz und ihre Aussage dazu, „den anderen machen lassen, solange es mich nicht beeinträchtigt“. 

Die Retrospektive in der Schirn zeigt, dass Niki de Saint Phalles Themen nach wie vor aktuell sind, obwohl die Künstlerin bereits 2002 verstarb: Ihre letzten Arbeiten, Lithografien aus dem Jahr 2001, beschäftigen sich mit der Waffenindustrie, das Recht auf Abtreibung oder den Klimawandel. Wer Zeit hat, sollte die Ausstellung unbedingt besuchen.

Das Publikum danke dem Referenten mit einem intensiven Applaus und brachte zum Ausdruck, dass es schön wäre, den Kunsthistoriker Pascal Heß bald mal wieder in Schwalbach bei einem Vortrag erleben zu dürfen.

Anke Kracke 

25-jähriges Dienstjubiläumvon von Anke Kracke

Sabine Neumann und Monika Beck vom Arbeitskreis Städtepartnerschaft Schwalbach-Avrillé gratulierten Anke Kracke zu ihrem 25-jährigen Dienstjubiläum.

Foto: © Privat

Sie bedankten sich für die stets gute und konstruktive Zusammenarbeit und hoffen auf noch viele gemeinsame Projekte.

Sabine Neumann

„Eiffel in Love“

Zahlreiche Filminteressierte konnte die neue Vorsitzende des Arbeitskreises Avrillé, Sabine Neumann, am Donnerstag, 2. Februar 2023, im Schwalbacher Bürgerhaus zu „Eiffel in Love“ begrüßen. Der französische Film aus dem Jahr 2021, dessen Start sich coronabedingt in Frankreich und Deutschland verzögerte, erzählt in einer Mischung aus Dokumentation und Fiktion die Geschichte des spektakulären Turmbaus anlässlich der Pariser Weltausstellung 1989 und die seines charismatischen Erbauers Gustave Eiffels. 

Der Film bettet die geniale Konstruktion, die nach anfänglicher Begeisterung auf vielfache technische und finanzielle Schwierigkeiten und auch entschiedene Ablehnung stieß, in eine Romanze des Ingenieurs Eiffel ein, der im Rahmen dieser Planungen seiner Jugendliebe Adrienne wieder begegnet, was seinen architektonischen Enthusiasmus, das damals höchste Bauwerk der Welt zu errichten, entscheidend befeuert, zumal die wieder belebte Liebe unerfüllt bleibt, sozusagen dem Bauwerk geopfert wird. Der historischen Realität entspricht die in Rückblenden erzählte Geschichte vom Bau einer Stahlbrücke über die Garonne sowie die zahlreichen Erfolge Eiffels als Architekt im Bereich des neuen revolutionären Baustoffs Stahl (bis hin zur Innenkonstruktion der amerikanischen Freiheitsstatue).

Foto: © Privat

Für uns Heutige, für die der Eiffelturm längst zum Stadtbild von Paris gehört, ja zu dem Symbol der französischen Hauptstadt schlechthin geworden ist, sind sowohl die Bilder der Erbauung des stählernen Kolosses mit den Mitteln des 19. Jahrhunderts bis hin zu atemberaubend-artistischen Handwerkerleistungen in großer Höhe eindrucksvoll ins Bild gesetzt. Auch die Ablehnung des Bauwerks aus ästhetischen Gründen, weil es das Stadtbild verschandele und Paris zum Gespött der Welt machen würde, kommt uns angesichts der Erfolgsgeschichte des 300 Meter hohen Turms befremdlich vor. 

Nicht nur die Widmung des Ingenieurs Eiffels, der in der Schlusssequenz des Films einer Turmzeichnung ein großes A (wie Adrienne) einschreibt, lässt die Zuschauerinnen und Zuschauer, wie die Vorsitzende Sabine Neumann, nach dem Film bemerkte, den Eiffelturm künftig mit anderen Augen sehen. 

Jo Kreß-Beck

Neujahresempfang des Arbeitskreises Avrillé-Schwalbach

Zum traditionellen Neujahresempfang des Arbeitskreises Avrillé-Schwalbach konnte die Vorsitzende Monika Beck nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause am Freitag, 20. Januar 2023, zahlreiche Mitglieder und Gäste im Bürgerhaus begrüßen.

In einem Rückblick wurden die unterschiedlichen Aktivitäten des Arbeitskreises im vergangenen Jahr nochmals lebendig, die Vorträge, musikalischen Veranstaltungen und nicht zuletzt die Bürgerfahrt nach Avrillé, schließlich als gastronomisches Highlight der Abend „Käse und Wein“ und die Präsenz auf dem Weihnachtsmarkt. Fotos bebilderten die Rückschau auf ein reichhaltiges Programm, das auch durch vielfältige Kooperation mit anderen Städtepartnerschaftsarbeitskreisen (in Schwalbach und auch in Bad Soden) gekennzeichnet und stets auf Kultur und Lebenswirklichkeit unseres Nachbarlandes Frankreich bezogen war. Monika Beck verwies darauf, dass auch in den Jahren 2020 und 2021, in denen wegen Corona keine Treffen stattfinden konnten, im Internet mittels Zoomkonferenzen der Kontakt zu Avrillé gehalten wurde und überdies zahlreiche digitale Post immer wieder über Frankreich und Französisches informierte, was den Kontakt zur Partnerstadt wie den Arbeitskreis lebendig hielt.

Die Vorsitzende dankte allen Mitgliedern des Arbeitskreises für ihr Interesse und ihre Unterstützung bei zahlreichen Gelegenheiten, gerade auch bei der Gestaltung des Büffets für diesen Abend. Nach der Gratulation für zwei Geburtstagskinder wurden besonders hervorgehoben und mit einem Präsent bedacht Rolf Bär als unermüdlicher Fotograf und Dr. Bernhard Jünemann als filmischer Gestalter, Erich Stichel als zuverlässiger Betreuer der Homepage, die Protokollantin Iris Nordmeyer und Jo Kreß-Beck als Verfasser der Pressetexte.

Schließlich bedankte sich Monika Beck bei ihrer Stellvertreterin Sabine Neumann für die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit und gab damit auch den Vorsitz des Arbeitskreises Avrillé an sie weiter. Nach fünf Jahren als Stellvertreterin von Trudel Schulte-Mäter und sieben Jahren als Vorsitzende wolle sie nach Erreichen des 75. Geburtstags das Ehrenamt weiterreichen, so Monika Beck, und sich künftig aus der zweiten Reihe – vor allem im Kulturprogramm - weiter engagieren. 

Foto: © Privat

Anke Kracke, Leiterin der Kulturkreis Schwalbach GmbH, verwies in ihrer Verabschiedungsrede auf gute Kooperation aller Beteiligten, die sie mit der ein oder anderen persönlichen Erinnerung verdeutlichte. Blumen für die Leiterinnen und für die nun Ex-Vorsitzende Monika Beck ein üppiger Präsentkorb, die sich mit Cremant als Umtrunk erkenntlich zeigte und dafür ein Geburtstagsständchen zu hören bekam. 

Nach Bernhard Jünemanns Film, der die Bürgerfahrt nach Avrillé gewohnt professionell ins Bild setzte, konnte die neue Vorsitzende Sabine Neumann das köstliche Buffet eröffnen. Zum Abschluss des Abends verwies sie auf die nächste Mitgliederversammlung am 15. Februar 2023, in der das neue Führungsteam und auch die weitere Arbeit näher vorgestellt werden sollen. 

Jo Kreß-Beck

Vortrag über Marc Chagall

Bis auf den letzten Platz besetzt war die erste Veranstaltung 2023 des Arbeitskreises Avrillé in der Kulturkreis GmbH im Schwalbacher Bürgerhaus am Mittwoch, 17. Januar 2023, zum Thema Marc Chagall. Als besonders zugkräftig erwies sich nicht nur der Name Chagall bzw. die aktuelle Ausstellung in der Frankfurter Schirn, sondern auch der Referent, der Kunsthistoriker Pascal Heß M.A., der recht kurzfristig zu diesem Vortrag über den russisch-französischen Maler-Poeten gewonnen werden konnte.

Foto: © Privat

Die Vorsitzende des Arbeitskreises Avrillé, Monika Beck, bezog sich in ihrer Begrüßung auf Zuhörerinnen und Zuhörer, die die Frankfurter Chagall-Ausstellung schon (z.T. auch mehrfach) gesehen hatten oder noch in den nächsten Wochen sehen wollten.

Der Kunsthistoriker Pascal Heß hob zunächst die Konzentration der Frankfurter Chagall-Ausstellung auf Leben und Werke des Malers zwischen 1922 und dem Ende der 40er Jahre hervor, eine Phase, die etwas abseits von der Mainstream-Rezeption des Malers liegt und doch Schlüsselerlebnisse seines langen Lebens umfasst.

Anhand zahlreicher zentraler und eindrucksvoller Bilder entwickelte der Referent in seiner Power-Point-Präsentation die fundamentalen Bezüge zwischen Chagalls Biografie (Geburt in Witebsk im russischen Zarenreich, künstlerische Erfolge im postrevolutionären Russland, Studium, Exil in Paris und schließlich USA, Heirat mit Bella, deren Tod, Erfahrung zweier Weltkriege und antisemitischer Verfolgung) und seinen Werken, in denen er offen oder verdeckt, direkt oder symbolisch diese „seine“ Realität ausdrückt.

Chagall, der nicht Bilder malt, die er malen „will“, sondern die er malen „muss“, habe sich so der Referent, nicht als Maler von Fantasien, gar beliebigen Fantasien gesehen, sondern der ihn prägenden Wirklichkeit: seine Heimat in einer russisch-jüdischen Provinzstadt, seine Ehe mit Bella, Kriege und Flucht. Die Tiere seines ländlichen Erfahrungshintergrunds, die immer wieder durch die Bilder „schweben“, die Musikinstrumente, die auf dem Kopf stehenden Häuser von Witebsk, die Verschränkung christlicher und jüdischer Motive und schließlich leuchtend-grelle Farben, Licht und Dunkel – all das wurde aus den Werken optisch hervorgehoben, analysiert und in Chagalls Welt und Erfahrungshintergrund eingebettet.

Das Publikum war durch den Vortrag spürbar gebannt und dankte dem Referenten mit langem und lebhaftem Applaus.

Jo Kreß-Beck

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